Selig sind die armen im Geiste

Ich zwinge niemanden meinem Beispiel zu folgen. Diese Verantwortung will ich nicht übernehmen. Siehst du mich einen Marathon laufen und denkst dir, du möchtest das auch, dann freut mich das. Verletzt du dich dann aber dabei, mach mich nicht dafür verantwortlich.

Vorbildfunktion bringt, neben Verantwortung leider oft auch Autorität mit sich. Menschen, die mich als Vorbild betrachten, sprechen mir leider auch eine gewisse Autorität zu. Auch diese will ich nicht haben. Du bist dein eigener Mensch. Mach dir deine eigenen Gedanken und vertritt sie. Sei bereit sie zu korrigieren, wo sie dir fehlerhaft erscheinen und erlaube auch anderen dich auf deine Fehler hinzuweisen. Was heute stimmt, kann morgen schon falsch sein. Sowohl, was das tägliche Leben, als auch was deine Gedanken und Überzeugungen betrifft.

Statt mich als Autorität zu betrachten, gestehe mir doch bitte Empathie zu. Die Fähigkeit mich in deine Lage zu versetzen. So sehr dir meine Lage auch anders der deinen erscheinen mag. Gestehe mir die Fähigkeit zu, dir nicht deine Fehler unreflektiert vor die Füße zu knallen. Gestehe mir zu, dass ich dir nicht weh tun will. Gestehe mir zu, dass ich einschätzen kann, dass ich nichts sage, dass ich dir keine Lösungen vorschlage, von denen ich nicht weiß, ob oder dass du sie umsetzen kannst.

Jede/r die mal den Film „Matrix“ gesehen hat, war sicher ganz erschrocken von dem Bild vor sich hinlebender Menschen, die nichts sind als Arbeitstiere. Vieh, was sich ersetzen lässt. Ein Bild, was dem Wunsch nach Einzigartigkeit und Besonderheit in uns, oder zumindest mir, zusetzt. Ein Bild, was empört und in mir Widerstand weckt. Ich denke, zumindest auch in vielen, die es sehen. Im größten Teil dieser Vielen aber, davon gehe ich aus, ist dieses Gefühl, dieser Wunsch nicht zu dieser gesichtslosen, wertlosen Lebensmasse zu gehören, bald wieder vergessen. Spätestens wenn der Alltag kommt, gibt es wichtigeres als sich mit seinem Leben zu beschäftigen. Leben tut man halt einfach (vor sich hin) und gut.

Und das ist dann der Punkt, an dem Menschen wie ich, die versuchen Vorbilder zu sein, von anderen Menschen mit impliziten oder expliziten Fragen konfrontiert werden. Fragen nach dem Leben, deren Antwort so offensichtlich ist, dass die Frage sich eigentlich erübrigt. Spreche ich die Antwort dann aus, die weder besonderer Intelligenz noch Lebenserfahrung bedarf, spricht man/frau mir gerne die Fähigkeit zur Empathie ab.

Kommt eine solche Frage und ich weise darauf hin, dass zu ihrer Lösung Bewegung notwendig ist, ist die Replik seitens der fragenden Person Trotz, Widerwille und bisweilen Boshaftigkeit. Willst du etwas ändern oder nicht? Es ist die konstante Wahl zwischen der roten und der blauen Pille.

To what it boils down

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