Unterschreiben Sie einfach!

Schon fast ein Jahr nichts hier geschrieben und heute durch eine Angestellte der Sparkasse in meiner Stadt an den Punkt getrieben worden, dass ich es mal “irgendwo lassen” muss. Hier also die Ereignisse des Nachmittags und etwas Vorgeschichte in all ihrer langweiligen Ausführlichkeit.

(tl;dr Banken sind widerwärtig und die Menschen, die für sie arbeiten, sind das Gesicht dieser Widerwärtigkeit)

Mein Konto dort hatte ich irgendwann um meinen 18. Geburtstag eröffnet. Also zum Zeitpunkt der Entsprehung dieses Textes, vor mittlerweile fast 25 Jahren. Es ging darum, dass mein erstes Gehalt irgendwo hin überwiesen werden sollte, also nahm ich das, was sich anbot. Es war für mich damals kostenlos, weil ich die entsprechenden Vorraussetzungen erfüllte und das sollte es auch noch etliche Jahre bleiben. Mehr Grund für diese Wahl gab es eigentlich nicht. Wenn ich gefragt wurde, weshalb ausgerechnet da, sagte ich offen, dass mir klar sei, dass das die Wahl derer ist, die es nicht besser wüssten. Die Anzahl der Automaten, an denen ich Geld abheben konnte, war aber Grund genug, um diese Gespräche schnell zu beenden, weil ich das Thema schon immer eher für höchst unsinnig hielt.

Ich blieb also da und war über 10 Jahre, weit in meine Berufstätigkeit, zufrieden – bis ich eines Tages wegen einer Erkrankung arbeitslos wurde. Plötzlich sollte ich für das Konto, was ich all die Jahre kostenlos genutzt hatte, Gebühren zahlen.

Es stellte sich meinem naiven Geiste dar, dass das wohl so normal ist. Übersteigt das Einkommen ein Minimum, ist das Konto kostenfrei. Unterschreitet es aber dieses Minimum, kostet es Geld, ein Konto zu führen, auf welches ich mein Geld kriege. Diese absurde Tatsache allein, ist der Inbegriff der Verabscheuenswürdigkeit dieses Bankensystems. Aber darum soll es hier nicht gehen.

Wenn ich meine Empathie einen riesigen Sprung machen lasse, kann ich auch irgendwie verstehen, wie so eine arme, arme Bank irgendwie an ihr Geld kommen muss und dann sicher nicht anfängt die wohlhabenderen Kundinnen und Kunden um Gebühren zu bitten, die dann natürlich zu der Bank gehen würden, die es kostenlos anbietet. Wir kämen aus den Bankenrettungen nicht mehr heraus.

Wie auch immer … sie blieben, wegen der Vielzahl der Automaten, die überall in der Stadt verteilt waren, immer noch meine präferierte Bank. Einen Tod muss ich ja schließlich sterben und die Kontoführungsgebühren würden ja auch wieder aufhören, sobald ich wieder arbeiten gehen konnte.

In den vergangenen drei bis vier Jahren beobachtete ich dann immer mehr, wie Filialen schlossen und Automaten verschwanden. Wegen Vandalismus war die mitleiderregende Story, die da als Erklärung mitgeliefert wurde.

Die Begründungen dafür weiterhin Kunde dieses Geldinstitutes zu bleiben, verschwanden also zusehens. Nicht nur, dass ich online sowieso alles selbst mache, nicht nur, dass auf meine Anfrage ob der Nachhaltigkeit der Investitionen der Sparkasse keine Reaktion kam, nicht nur, dass es also im Grunde so gewesen ist, dass diese Bank mein Geld aufbewahren darf und mir nicht sagt, was sie damit macht, nein. Sie nimmt sich auch einen monatlichen Teil davon, wenn das Geld, was sie für mich aufbewahren sol, ihr nicht genug ist.

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, meinen Abscheu zum Ausdruck zu bringen.

Also habe ich begonnen mich nach Banken umzusehen, die da eine Alternative bieten. Eines vorweg: eine Bank ist eine Bank ist eine Bank ist eine Bank … die Methoden sind sich alle sehr ähnlich. Wenn ich allerdings ja sowieso alles selber machen muss und egal bei welcher Bank aus einer Handvoll erreichbarer Automaten zum Abheben von Bargeld wählen muss, suche ich mir doch eine, die meinen Kriterien entspricht und sich sehr deutlich in dingen Positioniert, die mir wichtig sind. Ich habe mich dann für die GLS Bank aus Bochum entschieden. Aber das soll keine Werbung werden. Auch diese Bank, so humanitär sie auch sein mag, ist nunmal eine Bank in unserem System.

Jetzt habe ich also ein Konto bei der neuen Bank und muss den Umzug vollziehen. Eine seltsame Nostalgie hält mich aber noch bei meinem aller ersten Konto, was eine leichte, sechsstellige Kontonummer hatte. An was für einen Blödsinn wir uns klammern können, ist manchmal wirklich hirnrissig.

Nach etwa einem Jahr reichte es mir dann aber und ich fragte mich, warum ich der Sparkasse noch weiter die Gebühren in den Rachen werfen soll und ich setzte ein Kündigungsschreiben auf, was ich heute dort abgeben oder einwerfen wollte.

Ich gind an einen freien Schalter und fragte die Dame dahinter, ob ich das bei ihr abgeben könne und sie fragte mich, was das denn sei. “Eine Kündigung meines Kontos” antwortete ich. Sie sagte, sie könne das jetzt direkt durchführen, wenn ich das möchte und ich willigte gerne ein. Sie fragte darauf, ob sie den Brief öffnen dürfe und auch dem stimmte ich zu.

Sie las also dieses Kündigungsschreiben und bat mich um meinen Ausweis. Ich fragte mich schon, was das sollte aber sah ein, dass es der Legitimation diene. Könnt ja jeder kommen.

Nach einigem Hin und Her mit meinem Ausweis und Kopien und Abtippen der Ausweisnummer, genervten Blicken ihrerseits, was in etwa fünf Minuten in Anspruch genommen hat, legt sie mir zwei Wische hin, die ich unterschreiben soll. Einer davon ist eine Einzugsermächtigung von meinem neuen Konto.
Ich schaue die Dame verdutzt an und frage sie “Moment, das verstehe ich nicht. Was soll von welchem Konto eingezogen werden?”. Schließlich habe ich mein neues Konto auf meinem Kündigungsschreiben nur als Referenz angegeben, um einen restlichen Betrag von meinem alten Konto dorthin überwiesen zu bekommen.

Sie antwortet “das ist, falls noch Forderungen aufkommen sollten, können wir die von dem Referenzkonto einziehen. Aber keine Sorge, da kommt nix.”

Ich bin jetzt stutzig und frage “und wenn ich das nicht unterschriebe?”
– “dann können wir das Konto nicht auflösen.” mit einem unterdrückten Augenverdrehen.
Hier beginnen dann meine Gedanken zu kreisen und ich versuche die Contenance zu bewahren und sachlich zu bleiben. Ich frage “was ist das denn?”
Sie, nun sichtlich genervt “unterschreiben sie einfach. Da kommt nix.”
Was ich da gehört habe, fällt mir wirklich schwer zu glauben. Hat diese Frau, die in einer Bank arbeitet gerade gesagt, ich solle einfach etwas unterschreiben, was ich, wie ich ihr gerade gesagt habe, nicht verstehe? Ich frage mich, ob ich ihre.n Vorgesetzte.n verlangen soll entschließe mich aber in meiner ärgerlichen, um Frieden bemühten Art dagegen und antworte stattdessen “erstens gebe ich eigentlich keine Lastschriftmandate. Zweitens ist ‘unterschreiben Sie einfach’ schon reichlich unseriös.”

Natürlich habe ich dann “einfach unterschrieben” und bin gegangen und ärgere mich sehr, dass ich da keine größere Nummer draus gemacht habe… was für ein Kackladen. Was für eine unglaubliche Frechheit, dass man so abhängig von diesen Leuten ist. Danke für die Spucke im Gesicht und danke, dass ihr mir so deutlich gezeigt habt, dass es euch einen Dreck interessiert, ob ich oder irgendwer bei euch ist oder bleibt. Danke für die Bestätigung, dass ihr einfach giftige Parasiten unserer Gesellschaft seid.

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