…makes the heart grow fonder. (Oder: Impuls)

Er hatte sich eben schweren Herzens umgedreht und ging weg. Sie hatten sich gerade mit einer festen, langen Umarmung voneinander verabschiedet. Wieder eine Umarmung, die er lange nicht mehr so intensiv erlebt hatte, wie mit ihr und die, obwohl sie ein Abschied war, so von Freude darüber erfüllt war, einander gefunden zu haben und Vorfreude auf das Wiedersehen.

Er blickte sich um, sah dass sie das im Fortgehen auch tat.
Als er um die Ecke gegangen und aus ihrem Blickfeld verschwunden war, konnte er nur daran denken, wie es gewesen wäre sie zu küssen. Eine Stimme, die erst klein und leise in ihm zu hören war, schaufelte sich aus der Tiefe hervor und schrie „mach!“.

Er blieb stehen, hielt einen Augenblick inne, lauschte der Stimme und sagte ihr: „was? Quatsch! …“

Er argumentierte mit dem Eindringen in ihre Komfortzone, mit der Nötigung, die sie empfinden könnte, dass sie ihn an Ort und Stelle ohrfeigen, gar der Polizei ausliefern könnte. Sie kannten sich doch gerade zwei Wochen.

Die Stimme aber, befeuert durch den starken Wunsch, nahm Form an, griff ihn bei den Schultern, schüttelte ihn und sagte „lauf, verdammt nochmal!“.
Er nahm die Beine in die Hand und hoffte, er werde sie noch einholen. Sie war noch nicht weit gegangen.

Er lief, holte auf, sein Blickfeld wurde enger, er sah nur noch sie, griff ihren Arm, stellte sich ihr in den Weg, küsste sie und – sie erwiderte seinen Kuss.

Beide seufzten.

Auch vor Erleichterung.

(Soundtrack für diese Szene: etwas von Yann Tiersen)

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