Aufstauung

Es ist mir unmöglich meinen eigenen Standpunkt zu vertreten, ohne meine Vernunft angegriffen zu sehen. Es findet die Anschuldigung statt, sich zu Flat-Earthern oder anderen religiösen Gruppen und Gläubigen zu bekennen. Ich habe eine Gruppe gefunden, deren Ansichten sich zu einem Großen Teil mit meinen deckt: www.aerzte-fuer-aufklaerung.de
Es ist gut möglich, dass ich mich in einem Monat, in einer Woche, ja gar morgen schon wieder von ihnen Distanziere. Jetzt vertreten sie aber das, was mir auf der Seele brennt. Mit deutlichen und bisweilen leider und zugegebenermaßen auch etwas reißerischen Worten. Sie äußern Zweifel. Bedauerlicherweise ist das erste, was sie daraufhin tun müssen, sich dafür rechtfertigen. Verdrehte Welt.

Aussprache von Zweifel an den Maßnahmen und an den kommunizierten Inhalten der Situation, in der wir uns seit Mitte März 2020 befinden, führen dazu, dass sich die Zweifelnden dafür rechtfertigen müssen und sogar zu den sogenannten „Reichsbürgern“ und rechten Holzköpfen gepackt werden.
Über Proteste und Widerstand wird einseitig berichtet und das Bild derer, die die Maßnahmen ablehnen oder zumindest hinterfragen, durch Vorurteile vorgegeben, sodass diese, ja sodass ich mich dauernd in der Defensive wähne.
Defensive, obwohl ich für meinen Teil nichts anderes versuche, als darauf aufmerksam zu machen, dass wir uns derzeit zu Opfern einer Massenhysterie machen lassen.

Ich versuche nicht mal, irgendeine Verschwörung oder andere Ziele dahinter zu äußern oder gar zu vermuten. Das überlasse ich anderen, die das mit mehr oder weniger Wahrheitsgehalt be- oder widerlegen können. Es ist mir persönlich auch völlig egal, ob jemand dahinter steckt oder wer das sein könnte. Das Resultat ist, was für mich zählt.
Für mich zählt das, was ich mit meinen Augen sehe und nicht das, was mir das Fernsehen, das Internet oder welches Medium auch immer, zuträgt. In der Auswahl dessen, was hier glaubwürdig ist und was nicht, ist jeder auf seine subjektive Wahrnehmung angewiesen. Was mir zugetragen wird, ist für mich nicht verifizierbar. Eine objektive Wahrheit gibt es nicht, seit es keine unabhängige Wissenschaft mehr gibt, und der Fehler, dem die meisten Menschen derzeit zu aufsitzen ist, dass sie diese Wahrheit vermuten. Sie hinterfragen nicht. Das Betrachten von Dingen aus der Distanz und das Reflektieren darüber, findet nicht statt. Das schlimmste dabei ist aber noch, dass der große Teil der Menschen jene Lügen straft, die nicht alles unreflektiert glauben. Wie sich das von Leuten unterscheidet, die eine Schrift als Rechtfertigung für alles vor sich her tragen, erschließt sich mir nicht. Das ist die selbstgewählte Unmündigkeit.

Das ist das, was diese Gesellschaft versucht seit über 200 Jahren abzulegen. Das ist, was ich versuche den Menschen in meinem Umfeld zu sagen: „schalt es ab und geh raus!“. Mach dir selbst ein Bild davon, was passiert.
Das Bild was ersichtlich ist, ist dass es eine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken in Geschäften und öffentlichem Personennahverkehr gibt. In Bussen werden Absperrbänder gespannt, die dafür sorgen sollen, dass die vordersten Plätze frei bleiben und die Tür beim Fahrer bleibt geschlossen. Es findet kein Kontakt zwischen Fahrer und Fahrgast („Gast”) statt. Ticketkäufe können nur noch, zumindest bei uns, über die App des Unternehmens oder über die an einer Hand abzählbaren Automaten in der Stadt getätigt werden. Ersichtlich ist, dass viele Menschen verängstigt sind. Ersichtlich ist, dass überall Abstandsregeln eingeführt wurden. Ich wurde gezwungen in einem Supermarkt einen Wagen zu nehmen. Ob ich diesen brauchte oder nicht, war irrelevant. Für diesen Wagen war jemand abgestellt, der die Griffe desinfizierte, wenn sie zurück kamen. Diesen Wagen sollte ich durch den Supermarkt führen, um einen Mindestabstand einzuhalten. Zumindest vor mich. Weiterhin ersichtlich ist, dass Plexiglasscheiben als Schutz, beispielsweise zwischen Kassiererinnen und Kundinnen gezogen werden. Und ersichtlich ist, dass es sich hierbei um verpflichtende Maßnahmen handelt. Es gibt keine Freiwilligkeit. Vergleiche zur Legitimierung und Erklärung dieser Maßnahmen sind die Gurtpflicht im Straßenverkehr und das Tragen von Kleidung. Ich lasse das nun einfach unkommentiert. Diese Dinge sind an der Oberfläche ersichtlich.

Richte ich meinen Blick tiefer, wie es an Arbeitsstätten, Schulen, Cafés, Kneipen, anderen Einrichtungen läuft, die wieder öffnen dürfen, ist die Lage noch seltsamer. Absurd hieran ist, dass diese Auflagen als Lockerungen verkauft und auch als solche verstanden werden. Ohne darüber nachzudenken oder dies zu hinterfragen.

Wenn all diese Dinge nicht wie blinder Aktionismus aussehen, dann muss ich mir die Definition dieses Wortes wohl nochmal genauer zu Gemüte führen. Es wird offen darüber gesprochen Menschen mit Handy-Apps zu beobachten. Nicht, dass das nicht sowieso schon ganz ohne eigene Apps längst passiert, nun gibt es endlich einen Grund es offiziell zu machen. Wieviel Dystopie brauchen die Menschen noch, frage ich mich?
In meinem vorherigen Post sagte ich, ich bin absolut bereit einzugestehen, wenn ich mich irren sollte und das bin ich immer noch. Etwa sechs Wochen später bewahrheiten sich meine Befürchtungen und ich stelle zunehmend fest, dass mir Zwänge auferlegt werden und meine Grundrechte immer mehr aufgelöst werden.

Eine ganz neue Etikette etabliert sich. Umarmungen, Händedruck, wie auch immer sich Menschen gegrüßt oder verabschiedet haben mögen, wird umgelernt werden müssen. Das ist nicht schlimm aber auch hier ist es wieder der Zwang, der damit einher geht, den ich aus meinem tiefsten Inneren ablehne. Begrüßen wir uns künftig nur noch mit einem Wai, wie es in Thailand geschieht, soll mir das aus vielerlei Hinsicht sehr recht sein. Werde ich aber angewidert angeschaut, wenn ich jemanden auf der Straße umarme, wird mir dadurch wieder aktiv das Gefühl gegeben, ich verhalte mich schädlich und bin schuldig daran, dass die Situation nicht besser wird.
Die Hexe ist schuld daran, dass wir von der Pest heimgesucht werden, weil sie jeden Morgen die Kuh melkt. Es fehlen nur noch die Fackeln und Forken.

Ich bin mit dem Grundsatz aufgewachsen, nicht alles zu Glauben, was ich im Fernsehen gezeigt bekomme. Das wird eine Weiterentwicklung der Aussage sein, nicht alles zu glauben, was in der Zeitung zu lesen ist, und vorher wird es wohl geheißen haben, Handelsreisenden nicht alles zu glauben, was sie einem so über oder aus fernen Ländern erzählen. Den Scharlatanen, die Haarwuchsmittel, Potenzverstärker und Medikamente verkauften.

Das Internet ist heute unser aktuelles Medium. Doch nur, weil die Nachrichten sich schneller verbreiten als sie das noch vor 30 Jahren taten, macht sie das noch nicht glaubwürdiger. Und nur, weil eine Nachricht von vielen Menschen gebetsmühlenartig wiederholt wird, macht sie das nicht wahrer. Wir behaupten von uns dieses Medium zu beherrschen und merken gerade mit einer wahnsinnigen Wucht, wie wir davon beherrscht werden. Wie schnell eine Massenhysterie ausbrechen kann, wenn sich Nachrichten verbreiten, ohne geprüft zu werden, ohne gefiltert und hinterfragt zu werden. Es ist, als sei da plötzlich eine einzige große Bild-Zeitung, die mich anschreit und mich in Angst und Schrecken versetzen will, ja muss. Warum auch immer.

Die Presse, „die Medien“, wie auch immer man den aktuellen Überbringer von Nachrichten nennen möchte, haben ein geschäftliches, monetäres, ökonomisches Interesse. Das ist ihnen nicht anzukreiden. Das ist einfach eine Tatsache unseres Systems.
Hier in Deutschland sind wir in der Position behaupten zu können, Sendeanstalten zu haben, die durch eine Zwangsabgabe gefördert werden, sich damit aber zumindest eine gewisse Unabhängigkeit bewahren können.
So möchte ich mir auch nicht den Stempel des „Medienhassers“ oder ähnlichem aufdrücken lassen, weil ich durchaus der Ansicht bin, dass wir etliche Journalistinnen haben, die einem Berufsethos folgen und idealistisch getrieben sind. Ich bin ebenfalls der festen Überzeugung, dass sie ein integraler Bestandteil unserer Gewaltenteilung sind. Investigativer Journalismus, der aber nicht einfach unreflektiert weiterpustet, was andere schreien, braucht aber Zeit und die wird in dieser Situation niemandem zugestanden, weil jene, die dieses Berufsethos nicht haben, und das ist die überwältigende Mehrheit, bereits derart schreien, dass unter dem Geschrei kein Platz mehr für vernünftige Lautstärke ist.

Aus den Fernsehern werden die Menschen angeschrien und in Todesangst versetzt und ich muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass steter Tropfen den Stein höhlt. Wer sich dem Geschrei nur lange genug aussetzt, hält es früher oder später für wahr und trägt es weiter. Egal von welcher Quelle. Quellen wird sowieso schon lange nicht mehr hinterfragt.
Alle, ja alle, behaupten sich auf wissenschaftliche Angaben und Aussagen zu stützen und das wissenschaftlichste, die Quellenangaben, wird in den meisten Fällen einfach nicht genannt. Selbst da, wo sie genannt werden, werden sie nicht geprüft oder weiter hinterfragt.

Und hier wird das absurde Stück dann dystopisch: jene, die die Zahlen nicht nur hinterfragen, sondern widerlegen, werden als Spinner und Lügner abgetan. Sie werden in einen Topf geworfen, mit „Wutbürgern“, mit identitären und AfD-Kleingeistern, tun dabei aber nichts anderes, als sich exakt an die Wissenschaft zu halten, die andere so arrogant und schützend, vor sich halten.
Es gilt das Gesetz der Falsifizierung. Eine These wird aufgestellt und diese gilt so lange als wahr, bis sie widerlegt ist. Ich bin weder Wissenschaftler irgendeiner Art, noch verfolge ich sie, doch weiß ich, dass es eine These und einen Beweis gegeben hat und diese ist mit Gegenbeweisen widerlegt worden. Wo nehmen die Menschen und insbesondere die Medien, die das Bild verbreiten die unglaubliche Arroganz her, das als Lüge zu bezeichnen? Und warum wird es nicht als diese Arroganz wahrgenommen?

Es geht mir hier nicht darum den Prügelknaben und Sündenbock zu nennen. Der Mensch, der genauso ein Wissenschaftler ist wie jene, die zu ihm in Opposition gehen. Es ist aber kein Diskurs mehr möglich, weil das Wort dieses Menschen mittlerweile entgegen seines eigenen Willens, zur Handlungs-Order geworden ist. Er hat sich nicht falsch verhalten. Jene, die ihn zitiert haben und weiter zitieren, haben sich falsch verhalten und die Dinge, die er gesagt hat verdreht, und für reißerische Schlagzeilen ins Groteske aufgeblasen.

Der Glaube an „die Menschen“ ist leider auch kein Trost. Was und wen immer man mit „die Menschen“ meint, ist leider eine träge Masse, die kaum aus dem Wunsch heraus zu bekommen ist, bloß in Ruhe gelassen zu werden. Dem Gedanken, dass schon alles seine Richtigkeit haben und es schon vorbeigehen wird, wenn wir uns nur alle am Riemen reißen. Dieser an 1984 erinnernde imaginäre „Zusammenhalt“, der uns in dieser „schwierigen Zeit“ eingeredet wird. Plötzlich wirst du zum Teil des Ganzen. Plötzlich wirst du von jedem Plakat geduzt und die ganze arme Sklavenkaste unserer Gesellschaft, die inmitten dieser ganzen Panik trotzdem arbeiten muss, bekommt allabendlich Applaus von den Balkonen. Rührend.
Statt unsere Abhängigkeit von ihnen anzuerkennen, spenden wir ihnen unsere Herzenswärme, mit der sie dann auch mal versuchen können ihre Miete zu zahlen. Danke!

Auch das nicht von mir! Ich finde das widerwärtig. Meinen Dank gibt es das ganze Jahr über bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet und meine Stimme für die, die sich für eine bessere Bezahlung dieser Berufe stark machen. Aber ich schweife ab.

Diese Verlogenheit, dieser Eingriff, ja diese Beschneidung der Grundrechte, dieser ausbleibende Protest, diese Akzeptanz des Wahnsinns, sind alles Dinge, die noch vor einem Jahr nicht nur niemand für möglich gehalten hätte. Es sind Dinge, die niemand von sich selbst geglaubt hätte. Diese Ergebenheit ungeprüften Aussagen gegenüber: niemand hätte geglaubt, nächstes Jahr sich einfach so einer Maskenpflicht unterzuordnen oder ihre Daten in einem Café hinterlegen zu müssen, um sich an einen Tisch setzen zu dürfen. Aber siehe da: die „Lockerungen“ werden angenommen.

Noch besser: jene, denen das nicht reicht, die womöglich zurück zu dem wollen, wie es mal war, was, sind wir ehrlich zueinander nie wieder passieren wird, werden aktiv in eine Position gedrängt, die sie zu Schuldigen macht. Ich wünschte, ich könnte schon sagen, dass ich es ein bisschen übertrieben habe, mit meinen Befürchtungen und Vorahnungen. Kann ich nicht.
Mach die Nachrichten aus und geh vor die Tür, verdammt nochmal!

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