Kochbuch 06 – Bedrängnis

Die hier erzählte Geschichte und alle dazugehörigen Teile, sind frei erfunden. Jedwede Ähnlichkeit zu real existieren Menschen oder Ereignissen ist zufällig. Der Anfang dieser Geschichte ist hier zu finden: Kochbuch 01

Einige dieser Geschichten könnte man vielleicht in anderen, problematisch ausgegangenen Ehen auch wiederfinden. Andere wiederum sind derart wahnsinnig, dass ich beim Aufschreiben denke, dass sie mir niemand glauben wird. Vielleicht würde ich sie selbst nicht glauben, würde ich sie nicht selbst erleben. Aber die Entscheidung über Glaube oder Unglaube kann ich nicht fällen. Ich halte einfach fest, was mir widerfahren ist.

So, wie ich gerade daran zweifle, dass mir jemand glaubt, habe ich an meinem Verstand gezweifelt, als ich dieses Wochenende nach Hause kam und sah, was ich jetzt schildern werde.

Als diese Dinge geschahen, arbeitete und wohnte ich während der Woche bei einem Freund in Aachen und fuhr am Wochenende nach Hause in meine eigene Wohnung nach Essen.

Sobald ich in die Wohnung kam, öffnete ich immer zuerst die Fenster und zog die Rollos hoch, um zu lüften. Aus Rücksicht auf meine Nachbarn, ließ ich an manchen Wochenenden die Rollos unten und öffnete lediglich die Fenster. Meist weil es schon sehr spät am Abend war und die Rollos sehr laut sind. So auch an diesem bestimmten Wochenende. Als ich sie am nächsten Morgen dann hoch zog blickte ich hinaus in den Hof, wo sich meine Garage und ein kleiner Garten befanden, die ich quasi alleine nutzte. Ich sah, dass dort einige Dinge, darunter auch das Laufrad meines Sohnes und mein Räucherschrank, mitten im Garten verteilt lagen.

Ich erschrak über diesen Anblick aber mein erster Gedanke, neben dem Schrecken, war die Frage, ob ich diese Dinge möglicherweise selbst dort habe liegen lassen und mich einfach nicht mehr daran erinnerte. Es war einfach alles aufgehäuft und lag verteilt da, was nicht meine Art ist.
Ich ging auf den Hof und schaute aus der Nähe, ob etwas auf einen Einbruch oder Diebstahl hinwies. Doch nichts fehlte und es war auch nichts zerbrochen oder beschädigt.

Nach einer rationalen Erklärung suchend und hoffend, dass meine Nachbarn vielleicht ihren Wagen im Hof gewaschen hatten, wie sie es manchmal taten, schritt ich etwas beschämt zu den Nachbarn über mir, um zu klingeln und zu fragen, ob sie eventuell die Dinge so im Garten umgestellt hatten. Sie konnten mich nicht beruhigen. Mitbekommen hatten sie auch nichts.

Die Gewissheit über die Wahrscheinlichkeit, dass Hagar oder einer ihrer Handlanger sich mit ihrem bisher nicht abgegebenen Haus- oder Garagenschlüssel Zutritt während meiner Abwesenheit verschafft hat, wurde größer und bereitete mir immer mehr Unbehagen.

Der Austausch von Schlössern und die Installation von Kameras sollten also nun der Status sein, an dem sich dieser Konflikt gerade befindet?

Streng genommen sollte mich das wohl nicht mehr überraschen, nachdem ihr Mann und ihre Brüder mittlerweile sogar vor halsbrecherischen Manövern nach einem der Umgangstermine nicht zurück schreckten.

Mittlerweile hatten die Umgangstermine bzw die Treffen zur Übergabe, den Charakter eines illegalen Handels auf einem Parkplatz angenommen und ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen, die das aus der Entfernung sehen, etwas in der Art auch annehmen.

Nachdem ihre Brüder und ihr neuer Mann mich auf einem öffentlichen und zentralen Parkplatz mit ihren Autos bedrängt und bedroht hatten, musste ich gerichtlich durchsetzen, dass wir dazu übergehen uns auf dem Parkplatz der örtlichen Polizei zu treffen und dort den Empfang unseres Sohnes durchführen.

Bei diesen Übergaben blieb sie zu Hause und schickte ihren Mann. Ob dieser ihr befiehlt dort zu warten oder sie ihm befiehlt die Übergabe mit mir durchzuführen, weiß ich nicht. Um das Clichée der armen, unterdrückten Frau mit Kopftuch aber nicht zu befeuern, denn sie ist das Gegenteil und der lebende Beweis dafür, dass es ein reines Clichée ist, sage ich, dass sie die Fäden in der Hand hält. Auch, was die Übergabe und ihre ausbleibende Teilnahme daran betrifft.

Für mich zählte nur, was gerichtlich geregelt war. Wer anwesend sein durfte und wer nicht. Das war keine Härte meinerseits, sondern das Resultat von 13 Verfahren, das 14. war zur Niederschrift dieses Textess grade im Anflug, innerhalb von 2,5 Jahren, die gegen mich angestrengt wurden. Ich achtete mittlerweile auf jedes geschriebene Wort.

Jedenfalls kamen sie, entweder ihr neuer Ehemann oder der Bruder, den sie während unserer Ehe noch gerichtlich auf Distanz halten wollte, wortkarg und latent aggressiv, meinen Sohn ungeduldig zu mir hin- oder von mir wegzerrend. Und sie ist nicht dabei.

Nach dem letzten Treffen, ich hatte meinen Sohn gerade zu diesem Parkplatz zurück gebracht und er war wie immer verspätet abgeholt worden, bemerkte ich auf dem Rückweg plötzlich, wie ein Auto auf der Landstraße auf der ich unterwegs war, hinter mir sehr schnell zu mir aufschloss. Ich erkannte bald, dass das Auto welches da angerast kam, jenes war, in dem Hagars Bruder und ihr Ehemann meinen Sohn abgeholt hatten. Es war noch ein weiteres Kind im Auto.

Der Fahrer fuhr auf, ließ den Motor aufheulen und ich fühlte mich schnell bedrängt und genötigt selbst auf fast 100 km/h zu beschleunigen. Kurz überlegte ich, ob ich mal die Bremse antippe, um ihn zu erschrecken, doch ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder, da mein Sohn ja auch in dem Auto saß und ich nicht riskieren wollte, dass ihm durch mein Verhalten etwas passiert. Es blieb mir also nichts, als diese Nötigung über mich ergehen zu lassen.

Fünf Minuten später, die sich für mich wie Stunden anfühlte, war der Spuk vorbei und der Wagen raste in halsbrecherischer Geschwindigkeit an mir vorbei. Mein Sohn winkte mir im Vorbeifahren zu.

Schweißgebadet fuhr ich rechts ran, um kurz auszusteigen und ein paar Minuten durchzuatmen.

Während dieses Manövers hatte ich ernsthaft damit gerechnet, dass mir etwas zustößt, war aber außergewöhnlich gefasst. Diese Anspannung löste sich jetzt und während mir die Bilder durch den Kopf flogen, was alles hätte passieren könen, wählte ich wie in Hypnose eine Nummer aus meiner Anrufliste. Meine Mutter ging ran.

So schwierig es nun auch war ausgerechnet mit ihr in dieser Situation zu sprechen, schließlich wollte ich mich beruhigen und nicht sie besorgen, ließ ich mich auf ein simples Gespräch, etwas small-talk ein.

Sie fragte mich gelassen, ob ich gerade meinen Sohn abgegeben hatte und ob alles gut gelaufen war. Ich antwortete „klar, was soll schief gehen?“
„War deine Ex auch da?“ fragte sie und ich antwortete, dass wie immer nur ihr Mann dagewesen war.
Sie beendete darauf bald das Gespräch mit einer Einladung zum Essen und wir verabschiedeten uns voneinander.

Sie sollte doch bitte nur in der Leitung bleiben. Zwar wollte ich ihr nichts von dem sagen was gerade vorgefallen war, doch wollte ich einfach jemanden haben, der gerade am anderen Ende dieses Telefons ist.

Einen Abend zuvor hatte ich mit meinen Eltern tatsächlich noch die Diskussion, ob es nicht vielleicht vernünftig wäre vorrübergehend meinen Sohn zu „vergessen“ und auf den Streit vor Gericht wegen Durchführung von Übernachtungen zu verzichten.

Aber das kam für mich ebenso wenig in Frage, wie die Erwähnung dessen, was gerade kurz vor diesem Anruf vorgefallen war. Ich ließ sie also das Gespräch beenden und verabschiedete mich und fuhr weiter.

Mein Freund, dem ich diese Geschichten erzähle, versucht mich immer zu beruhigen und mir zu sagen, ich soll mich nicht von meiner Ex und ihren Schikanen einschüchtern lassen, nicht paranoid werden, weil sie das genau erreichen will.

Rational weiß ich, er hat recht aber wie zum Teufel soll ich das bitte machen? Seit diesen Vorfällen ertappe ich mich wieder dabei, wie ich genauer hinter jede Ecke schaue. Selbst die Sorge, dass sie etwas an meinem Auto manipuliert oder manipulieren lässt, habe ich besagtem Freund bereits genannt.

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