Sehr geehrter Herr Rether,
es böte sich an, dieses Schreiben mit Lobhudelei zu beginnen. Erstens wäre mir bei Ihnen danach, denn ich finde ihr Programm großartig und zweitens fängt ein ,,Fan” ja üblicherweise folgendermaßen seinen Brief an den Star an: ,, (…) ich bin schon so lange ein Fan und finde dich so toll, etc. pp.” aber das will ich Ihnen und mir ersparen und habe dieses jetzt geschickt als Einleitung für diesen Brief genutzt.
Seit etwa dem Jahr 2006 verfolge ich Ihr Programm ,,Liebe”.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ich liebe es!
Mit den Inhalten bin ich d’accord und die Darbietung auf Ihre ganz persönliche Art, führt dazu, dass ich mich über Sachverhalte amüsiere, die alles andere als amüsant sind.
Womit wir auch schon beim Punkt wären:
Ich werde keines Ihrer Konzerte mehr besuchen.
Das bedeutet nun nicht, dass ich zum rechtskonservativen Menschenhasser geworden bin.
Als ich jüngst erneut ein Plakat sah, auf dem Ihr Bild abgebildet gewesen ist, freute ich mich und überlegte, mit wem ich mal wieder, für mich sicher zum zehnten Male, Ihrem Auftritt hier beiwohnen könnte.
Dann erinnerte ich mich an meine Gefühle bei den letzten Auftritten und eigentlich dem, was seit dem ersten Besuch eines Ihrer Konzerte da war. Zuerst latent, dann immer stärker.
Ich schämte mich dafür, dass ich da saß und über Dinge lachte, die eigentlich nicht lustig, sondern sehr ernst sind. Dinge bei denen Handlungsbedarf besteht.
Dieses Gefühl verstärkte sich von Mal zu Mal und ich bewunderte Ihre Arbeit die Menschen aufzuklären und dies auf witzige Art zu tun. Doch wie Sie mir und all den anderen Menschen so den Spiegel vorhielten, hielt auch ich Ihnen den Spiegel vor und blickte selbst hinein.
Es entwickelte sich Mitleid für Sie und Ihre Arbeit. Sie reisen unablässig durch die Lande, machen auf Missstände aufmerksam, versuchen dabei jeden Abend zu lachen, hoffen auf das Lachen der Menschen und vor Allem auf die Früchte der Inhalte. Zumindest wünsche ich mir, dass ich das gesehen habe.
Bei den letzten Auftritten, die ich besucht habe, die beide im Jahr 2018 gewesen sind, glaubte ich aber etwas neues zu spüren: Verbitterung.
Und ich bekam Angst, dass Sie diese Sache irgendwann nicht mehr machen wollen oder können, weil es niemanden erreicht. Weil die Nachrichten, die Sie den Menschen zukommen lassen wollen, die Aussagen, die sie vermitteln wollen, die Menschen zum lachen bringen aber nicht dazu sich oder etwas zu ändern.
Ich weiß nicht, was Ihre Ansprüche sind, ob Sie wissen, dass Sie die Welt nicht verändern werden und nur einen kleinen Teil dazu beitragen können, dass es versucht wird. Oder ob Sie vielleicht derart idealismusgetrieben sind, dass Sie hoffen vielleicht doch die Menschen wachrütteln zu können.
Was ich weiß ist, dass ich keines Ihrer Konzerte mehr besuchen werde, sondern jedes Mal, wenn ich sehe, dass Sie einen Auftritt in meiner Nähe haben den ich gerne besucht hätte, das Geld einer humanitären Einrichtung spenden werde. Zumindest zuerst. Ob mir danach etwas besseres einfällt, weiß ich noch nicht.
Ich wünsche Ihnen aber von Herzen, dass Sie die Kraft und den Willen behalten Ihr Programm weiter zu machen. Mich haben Sie erreicht, auch wenn Sie an mir wahrscheinlich kein Geld mehr verdienen werden… oder muss ich jetzt auch aufhören Karten für Ihre Auftritte zu verschenken?
Es grüßt Sie,
KH
PS: ich werde diesen Brief auch auf meinem Blog veröffentlichen.
Vielleicht mögen Sie mal vorbei schauen und mir einen Kommentar da lassen.